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ROMANTIK PUR FÜR DEN GARTEN: Das kriechende Schleierkraut

Als Natalie vom Blog Wildes Gartenherz mich fragte, ob sie für My Cottage Garden ein Pflanzenportrait über dieses Kraut schreiben soll, habe ich mich zum ersten Mal wirklich mit dieser Pflanze näher beschäftigt. Und war sehr angetan.

Von der Blume wie auch vom Vorschlag des Gastbeitrags.

Nach der Lektüre allerdings bin ich mehr als nur angetan.

Nichts beschäftigt mich seit Tagen mehr, als die Frage, wo werde ich ein Plätzchen für Gypsophila repens 'Rosenschleier' finden...

Am Ende des Beitrags gibt's noch ein Interview mit Natalie zum Thema "wilder Garten". Und die Klärung der Frage, was ihn ausmacht und warum ein wilder Garten kein vernachlässigter Garten ist.

Kriechendes Schleierkraut / Gypsophila repens 'Rosenschleier'

Zugegeben der Name klingt nicht attraktiv… kriechendes Schleierkraut.

Das hört sich nach greifenden Armen an – irgendwie nach Ehefrau vor dem Altar.

Es wird dir jedoch kein kalter Schauer über den Rücken laufen, wenn du dir das Schleierkraut in den Garten holst. Ganz im Gegenteil.

Die Romantiker unter uns werden vor dieser Staude auf die Knie gehen.

Nicht nur äußerlich hat das Kriechende Schleierkraut etwas zu bieten, nein… diese Staude hat eine Seele. Vor allem die Sorte ‚Rosenschleier‘, denn Weiß war gestern. Rosa ist in!

Der Rosenschleier wird auch Gipskraut genannt. Und der Name passt irgendwie. Aus der Nähe betrachtet, wirkt der Rosenschleier wie eine dichte Blütenwolke. Eine Wolke aus tausenden kleiner Blüten. Von weitem hat der Rosenschleier eine fast wuchtige Wirkung.

Zwischen Steinanlagen und Mauerkronen fühlt er sich wohl und kann dann wahrlich Paroli bieten. So leicht lässt sie sich nicht verdrängen. Gerne kriecht er mit ihren kleinen süßen Tentakeln in Pflanzen rein und holt sich hier etwas Stütze. Also war meine Vermutung der greifenden Arme doch realistisch.

Dieses Jahr hat es meinen Sonnenhut erwischt; er wird langsam einverleibt.

Der Rosenschleier wird jedoch nicht nervig und er breitet sich auch nicht unkontrolliert aus.

Und für die ganz Faulen unter uns: wenn die Staude zu groß wird, einfach mit der Hand reinlangen und ziehen. Wie Zuckerwatte geht das Schleierkraut ab und sieht immer noch frisch aus. Auch einen Radikalrückschnitt nehmen diese Pflanzen nicht übel.

Der Rosenschleier kann jedoch auch direkt in den Rabatten stehen. Hier eignet er sich prima am Beetrand zum Verstecken von Rasenkantensteinen.

Dieses Jahr stand ich fragend vor meinem Rosenschleier und dachte: wie zum Teufel betreibt diese Pflanze eigentlich Photosynthese? Ich habe nur Blüten und Insekten gesehen. Keine Blätter. Die waren irgendwo unter dieser Blütenwolke.

Der Rosenschleier im Jahresverlauf

Der Rosenschleier ist ganzjährig attraktiv. Seine Hochform hat er natürlich von Juni bis August. Oft blüht er sogar früher und noch länger. Im Herbst, wenn die Fetthenne langsam auftrumpft, zieht sich der Rosenschleier so langsam zurück für die Winterpause, wo er sich komplett einzieht. Die kleinen Kapselfrüchtchen sind auch irgendwie schnuckelig. Im Winter kann der Rosenschleier das Winterbeet zum Glitzern leuchten, vor allem, wenn die Sonne scheint.

Staudenfacts

  • Familie Nelkengewächse

  • Wuchs kissenartig

  • Wuchsbreite etwa 25 cm

  • Wuchshöhe etwa 40 cm

  • Blüte klein (unter 5 cm)

  • Blütenfarbe hellrosa

  • Blütezeit Juni bis August

  • Blatt lineal, spitz zulaufend

  • Standort halbschattig bis sonnig

  • Boden normaler Gartenboden

  • Winter zieht sich zurück

Partner für den Rosenschleier

Augen auf bei der Partnerwahl, das gilt beim Rosenschleier besonders.

Starke Partner werden benötigt, wie Agastachen, aber auch andere Steingartengewächse. Auch zu Katzenminze oder Anemone passt er sehr gut. Ich kann mir auch gut Partner vorstellen, die nach oder während der Blüte vom Blattgrün her unansehnlich werden, wie beispielsweise der Kugellauch.

Ein wahres Romantikparadies im Frühjahr kann durch hohe pastellfarbene Tulpen erreicht werden. Und natürlich – wer hätte es nicht gedacht – passt das Rosenschleierkraut wunderbar zu der Königin namens Rose. Schon die Vorstellung lässt mir das Wasser im Mund zusammenlaufen. Wer’s so richtig krachen lassen will, pflanzt noch Herz-Zittergras (Briza media) dazwischen.

Vorteile des Rosenschleiers

  • Pflegeleicht

  • Lange Blütezeit

  • Bienenweide / Insektenmagnet

  • Mag trockene Standorte

  • Toleriert jeden Boden

  • Vermehrung über Stecklinge möglich

  • Kaum Dünger notwendig

  • Wenig gießen

Weitere Sorten

Wer auf Rosenschleier steht, dem werden auch andere rosafarbigen Sorten gefallen, wie zum Beispiel die Sorte „Rosea“. Sie wird kleiner wie der Rosenschleier, erreicht eine Höhe von 10 bis 20 cm und eignet sich zum Beispiel für die Dachbegrünung oder für die Steinfugen einer Trockenmauer.

Ein wahrer Riese ist das Schleierkraut „Flamingo“ („Gypsophila paniculata). 1,20 Meter kann dieses Schleierkraut erreichen. Herrlich!

Fazit

Der Rosenschleier ist etwas für pure Romantiker, die auf der Suche nach einer pflegeleichten Staude sind. Er hat auf jeden Fall einen Platz in deinem wilden Garten verdient.

Interview mit Natalie vom Wilden Gartenherz

Sarah: Leider wird ja (meist von argwöhnischen Nachbarn) ein wilder Garten als vernachlässigter Garten abgestempelt. Warum ist das nicht so? Bzw. Macht ein wilder Garten überhaupt Arbeit oder kann er getrost sich selbst überlassen werden?

Natalie: Eins vorweg: ich vertrete die Meinung „Wildheit im Garten, Wildheit im Herzen“. Der Garten steht für unser Inneres, daher finde ich es sehr schade, dass Menschen andere Gärten beurteilen bzw. bewerten.

Meist steht hier ein Kontrollgedanke dahinter bzw. das etwas so oder so zu sein hat.

Wilde Gärtner sind solch Aussagen deswegen ausgeliefert, weil angenommen wird, dass der Gartenbesitzer einfach alles wachsen lässt oder faul ist. Und ja, ich sage provokativ: ein wilder Garten ist ein fauler Garten.

Ich überlasse die Arbeit den Profis: den Insekten, den Mikroorganismen und anderen Viechern, die das besser können. Ich bin nur Führungskraft. Ich prüfe, ob nicht was aus dem Ruder läuft und ich prüfe, ob meine „Angestellten“ alles haben, was sie für eine gute Arbeit brauchen. So lasse ich z.B. das Laub liegen bzw. kehre es in die Beete rein. Also ganz faul ist das nicht. Laubrechen ist mein Fitnessstudio. Mehr mache ich nicht, den Rest zerraspeln meine „Angestellten“. Daher solchen Nachbarn einfach mitteilen: „Ich vernachlässige meinen Garten nicht, ich delegiere an ihn.“

Sarah: Kannst Du jeweils drei "Do's and Dont's" nennen, was wichtig in einem wilden Garten ist?

Natalie:

Do's:

  • Auch mal die Hängematte genießen

  • Den Garten mit den Sinnen wahrnehmen, also mal barfüßig rein und sich nicht ständig die Hände waschen

  • Insektenfreundliche Stauden nutzen

  • Hauptsache bunt

  • Alte Sorten verwenden

  • Pflanzen stärken mit Jauchen

Dont’s

  • Thuja, Buchs oder Kirschlorbeer

  • Übermäßige Elektronutzung, wie Laubbläser, Mähroboter

  • Mit der Nagelschere den Rasen schneiden

  • Meckern

  • Zum Nachbarn schielen

  • Verwendung von Chemie

Mein Name ist Natalie und bin bald 36 Jahre alt (Yaaay Wassermann!). Eine meiner ersten Kindheitserinnerungen handelt von Kornblumen, Schmuckkörbchen, Bartnelken und frischen Tomaten aus dem Garten. Diese Erinnerung wird heute im eigenen wilden Garten ausgelebt. Ich bin eine Landfrau, mein Garten hat knapp über 1000qm und beinhaltet Staudenbeete, ein Gemüsegarten, ein Schattenbeet, ein Hühnergehege, einen Topfgarten im Hof und eine kleine Sandsteinmauer mit meiner Nelkensammlung. Neben dem Fotografieren, meiner Aquarellmalerei und meiner Backkunst blogge ich seit Juni 2018.

Mein Gartenblog heißt „Wildes Gartenherz“. Die Themen Gartengestaltung, Gartenbau und Achtsamkeit sind meine Schwerpunktthemen. Alles bezogen auf einen wilden Garten natürlich. https://wildes-gartenherz.de/

Alle Fotos sind von Natalie.

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