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So gelingt die erfolgreiche Aussaat von Blumensamen

Hat das große Kribbeln in Deinen Fingern auch schon begonnen?

Die Tage werden länger, die Sonne wärmer und das morgendliche Vogelgezwitscher macht uns gute Laune und unmissverständlich klar: Der Frühling steht fast unmittelbar vor der Tür.


Bald, bald können wir endlich wieder im Garten loslegen.


Ein großer Teil meines Gartenjahrs ist geprägt von Aussaat von Samen und dem Großziehen der Pflänzchen. Jedes Jahr wieder bin ich fasziniert und voller Ehrfurcht, wie aus diesen kleinen (teilweise WINZIGEN) Krümeln so schöne Blumen werden. Abgesehen von diesem Wunder und etwas pragmatischer betrachtet, ist die Aussaat von eigenen Pflanzen eine äußerst günstige Möglichkeit, einen Garten voller unterschiedlichster Blumen zu bekommen. Und der Auswahl sind kaum Grenzen gesetzt! Findet man im Gartencenter oder in der Gärtnerei nicht die aufregenden Sorten, die man gerne hätte, steht einem die ganze große Welt des Onlineshoppings bereit.


Eigene Pflänzchen ziehen ist wirklich nicht schwer und so belohnend.

Deswegen möchte ich Dir heute Schritt für Schritt zeigen, wie Du diese unglaublich erfüllende und faszinierende Aufgabe richtig anpackst.


Zusammengefasst, die wichtigsten Tipps zur Aussaat:


  1. Fang nicht zu früh an. Ich weiß nicht, wie oft es mir schon so ging: Dass ich Anfang April kräftige Kosmeen- oder Zinnien-Babies hatte, die bereit waren, die Sonne zu sehen und dann auf der Suche nach Licht dünn, lang und verzweifelt wurden. Warte ab. Der Sommer ist lang und es ist in ihrem größten eigenen Interesse, viele Blüten (und somit viele Nachkommen) zu bilden.

  2. Klingt so einfach und ist es eigentlich auch: Lasse Deine Samen niemals austrocknen. Einmal vertrocknet, ist es in der Regel vorbei.

  3. Sorge für ausreichend Licht.

  4. Wähle die richtige Erde. Deine kleinen Pflänzchen brauchen noch keine hochdosierten Nährstoffe. Idealerweise nimmst Du eine sterile, fluffige Anzuchterde, die ist genau für die Bedürfnisse von jungen Setzlingen zusammengestellt.

  5. Handelt es sich bei Deinen Samen um Lichtkeimer oder Dunkelkeimer?

  6. Mögen es Deine Samen beim Keimen lieber warm oder kühl?

  7. Sind es Pflanzen, die sich leicht umtopfen lassen oder solltest Du sie lieber gleich im Freiland an Ort und Stelle säen?

  8. Besorge Dir qualitativ hochwertige Samen. Samen sind lebendig und sollten gut gelagert werden. Ein Drehregal neben der Supermarktkasse ist kein idealer Aufbewahrungsort.

  9. Gewöhne Deine Setzlinge behutsam an das Leben draußen.

  10. Versorge sie frühzeitig mit Nahrung.

  11. Topfe sie um, sobald sie aus ihren Anzuchttöpfen "herausgewachsen" sind.

  12. Beschütze sie in den ersten Wochen vor Schnecken. Aber auch Vögel holen sich gerne mal das zarte Grün.

  13. Lagere Deine Samen an einem dunklen, kühlen Ort. Du kannst sie ein paar Jahre aufheben, nur die Keimrate (also wieviele der Samen "schlüpfen") wird vermutlich von Jahr zu Jahr abnehmen.

Für eine erfolgreiche INNEN-AUSSAAT benötigst Du:


  • Töpfe, Anzuchtplatten, Schalen (mit Loch) Eierkartons oder eine Erdballenpresse

  • Eine "sanfte" Gießmöglichkeit. Das kann ein durchlöcherter Deckel einer Wasserflasche oder eine Ballbrause sein.

  • Anzuchterde

  • gutes Licht

  • Saatgut ;-)


Kein Kunststoff, sondern100% Naturkautschuk, FSC-zertifiziert.


Und so geht's:

  1. Wässere die Erde, bevor Du die Samen aussäst. Gerade kleine Samen wie Kamille oder Löwenmäulchen würden sofort weggeschwemmt werden.

  2. Fülle die Töpfe mit der feuchten Erde.

  3. Lege die Samen behutsam auf die Erde. Wenn die Samen sehr klein sind, machst Du das am besten mit einem dünnen Messer oder einem anderen feinen Gegenstand.

  4. Drücke sie an.

  5. Achte darauf, ob es sich um Licht- oder Dunkelkeimer handelt. Bedecke die Lichtkeimer kaum bis gar nicht mit Erde. Die Dunkelkeimer können richtig in die Erde. Aber auch nicht zu tief. Lichtkeimer sind z.B. Akeleien, Strohblumen, Kamille und Schafgarbe. Oft findet man in Netz verwirrende und entgegengesetzte Angaben. Wenn Du Dir unsicher bist, probiere es einfach aus. So mache ich das auch... und manchmal geht dann auch beides ;-)

  6. Halte die Erde feucht, aber nicht durchnässt. Das Wasser darf sich nicht stauen.

  7. Beschrifte immer, was Du wo ausgesät hast. Wie oft dachte ich mir, dass ich mich gaaanz bestimmt daran erinnern werde: Neee, hab ich nicht.



Ich habe es getestet: Wickensamen keimen tatsächlich schneller, wenn sie vor dem Einpflanzen

24 Stunden im Wasser eingeweicht wurden.


Stelle alle Samen hell (auch die Dunkelkeimer), aber ohne direkte Sonneneinstrahlung.

Ein Fensterbrett ist tatsächlich nur eine Notlösung und bringt selten kräftige, gerade Pflänzchen hervor. Besonders im zeitigen Frühjahr sind die Tage noch zu kurz und durch die Scheibe wird das Licht noch zusätzlich gefiltert. Deine Setzlinge werden sich zum Fenster hinstrecken und immer länger, dünner und empfindlicher werden. Investiere in Pflanzlampen, dann kannst Du Deine Pflänzchen überall aufziehen – selbst im Keller. Die meisten Pflanzen brauchen einen Tag/Nachtrhythmus. 16 Stunden Licht und 8 Stunden Dunkelheit sind ideal. Mit einer Zeitschaltuhr musst Du an nichts mehr denken.


Statt einer Lampe, könntest Du Dir als Notlösung auch so behelfen:

Nimm einen Karton und schneide eine lange Seite weg. Klebe auf die gegenüberliegende Seite Alufolie. Stelle den Karton mit der offenen Seite zum Fenster und Deine Anzuchttöpfchen in den Karton. So wird das Licht reflektiert.


Wenn Deine Pflänzchen größer werden, brauchen sie mehr Platz. Dann müssen sie in einen größeren Topf umziehen. Idealerweise können sie dann schon nach draußen. Frostempfindliche Setzlinge nicht vor den Eisheiligen auspflanzen. Kälteverträgliche Pflanzen (Cool Flowers) können schon 6 – 8 Wochen vor dem letzten Frost mit ein bisschen Schutz raus.



Gewöhne Deine Kleinen Schritt für Schritt an die Sonne, kühlere Temperaturen und das Leben draußen. Wenn Du sie von jetzt auf gleich aus dem warmen, gleichmäßig temperierten Haus rausstellst und sie sofort mit echter Sonne und Temperaturschwankungen zurechtkommen müssen, werden sie extrem gestresst. Sie stellen dann ihr Wachstum ein, bekommen Sonnenbrand (kein Scherz) und könnten verkümmern. Verlängere jeden Tag ihr Outdoor-Abenteuer und beginne im windgeschützten Schatten. Dann dürfen sie auch stundenweise in die Sonne. Nach etwa einer Woche bis 10 Tagen sind sie bereit für ihr Leben draußen.


Wenn sie ins Beet kommen, pflanze sie nicht in der Mittagssonne/hitze aus. Lieber morgens an einem grauen Tag. Wässere sie gut in den ersten zwei Wochen, damit sie sich beim Einwachsen leichter tun.



Für eine erfolgreiche AUSSEN-AUSSAAT benötigst Du:

  • Töpfe, Anzuchtplatten, Eierkartons oder eine Erdballenpresse oder sie kommen direkt ins Beet. Das sollte unkrautfrei und aufgelockert sein.

  • Eine "sanfte" Gießmöglichkeit. Das kann ein durchlöcherter Deckel einer Wasserflasche oder eine Ballbrause sein.

  • Anzuchterde

  • Saatgut ;-)


Und so geht's:


Wie bei der Innenaussaat, gilt Schritt 1 bis Schritt 6.

Am besten legst Du ein Netz über die Töpfe oder Anzuchtplatten, damit sich die Vögel die Samen nicht holen. Wenn Du Sorge vor Schnecken hast, bestreiche die Töpfe mit Schnexagon.


Topfe sie um oder setze sie direkt ins Beet, wenn sie ihrem Topf entwachsen sind.


Denke daran, dass beispielsweise Mohn, Jungfer im Grünen, Kornblumen oder die Strahlenbreitsame am besten direkt ausgesät werden und nicht vorgezogen werden sollten. Wenn sie zu eng stehen, musst Du sie pikieren (entferne die schwächsten und kleinsten Exemplare. Das ist eine Aufgabe, die ich wirklich ungern tue und immer tunlichst versuche zu vermeiden), damit sie genug Platz haben, um sich gesund zu entwickeln.


Schütze sie in der ersten Zeit vor Schnecken. Nutze Schneckenkragen, Schafwolle, sammle die Schnecken ab oder benutze in Ausnahmefällen Schneckenkorn (empfehle ich sehr, sehr ungern).




Pflege nach der Aussaat:


  • Versorge Deine "Brut" regelmäßig mit Wasser. Vermeide Staunässe.

  • Am Anfang musst Du noch nicht düngen. Deine Pflänzchen würden zu schnell wachsen und die Wurzeln nicht hinterherkommen. Sobald sie allerdings größer werden, ihre ersten echten Blättchen gebildet haben (also nach den beiden Keimblättern), reicht irgendwann die Anzuchterde nicht mehr. Idealerweise nimmst Du einen verdünnten, organischen Flüssigdünger. Zum Düngen allgemein gilt: Überdüngung ist schlimmer als zu wenig Nährstoffe. Lieber langsam anfangen und beobachten. Achte darauf, dass manche Pflanzen (z.B. Kosmeen) bei Düngung mehr Blätter als Blüten bilden. Auch die meisten heimischen Wildpflanzen musst Du nicht düngen.

  • Achte weiterhin auf gute Lichtverhältnisse.


Und so starten wir wieder in ein neues Gartenjahr.

Alles liegt vor uns. Wird es ein sonniger Frühling? Ein trockener Sommer? Ein goldener Herbst? Wir wissen es nicht. Aber bunt wird's. Ganz sicher.



Fotos: Janina Laszlo und Syl Gervais

 


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