SISSINGHURST GARDEN - einer der berühmtesten Gärten der Welt
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SISSINGHURST GARDEN - einer der berühmtesten Gärten der Welt

Was mir die liebe Simone von Tea & Scones voraus hat?

Sie durfte einen unglaublichen Garten besuchen.

Ein Garten, der ganz oben auf meiner Reise-Wunschliste steht.

Foto: Simone Orlik

Um ihm ein bisschen näher zu sein, habe ich Simone, deren Blog sich rund um Reise, Kultur und Kulinarik in Großbritannien dreht, gebeten, uns davon zu erzählen.

Sissinghurst: Ein Garten wie eine Auszeit für die Seele

Manchmal brauchen wir alle eine Auszeit, um uns ein wenig vom Alltag zu erholen. Was wäre wohl dafür besser geeignet als ein Garten, der zu jeder Jahreszeit etwas Neues zu bieten hat und uns immer wieder überrascht. In den wir uns zurückziehen können, um zu entspannen, nachzudenken, Kraft vom Alltag zu tanken. So ein Garten ist Sissinghurst.

Er wurde von dem Diplomaten- und Künstlerehepaar Vita Sackville-West und Harold Nicolson geschaffen, befindet sich in der englischen Grafschaft Kent und verknüpft formale Strukturen und Cottage-Garten-Design wie kaum ein anderer Garten.

Die Geschichte hinter Sissinghurst

Schon die Geschichte hinter Sissinghurst liest sich wie ein Roman: Das Landgut wurde bereits 1480 erbaut, doch der Zahn der Zeit nagte während der Jahrhunderte an den Gebäuden und so konnte das Anwesen selbst später kaum noch bewohnt werden. 1928 wurden Vita Sackville-West und ihr Ehemann Harold Nicolson auf Sissinghurst aufmerksam. Vita war als Nachkommin in Knole House in Sevenoaks geboren, das sich nicht weit von Sissinghurst befindet und war mit Knole emotional immer stark verbunden. Als Frau konnte sie Knole jedoch nicht erben und so suchte sie sich mit ihrem Mann ein Anwesen, in dem sie ein neues Zuhause mit viel Platz zum Schreiben finden konnten. Harold war Diplomat, Vita Schriftstellerin und pflegte dazu eine innige emotionale wie körperliche Beziehung zu Virginia Woolf, die oft auf Sissinghurst zu Gast war.

Das gleiche und doch wieder ungleiche Paar Vita und Harold kaufte Sissinghurst und baute es mit viel Liebe wieder auf. Der Garten, der sich in der heutigen Form zeigt, wurde von Harold in seiner Struktur und mit seinen formalen Grenzen geplant, Vita hauchte ihm Leben ein. Heute liegt Sissinghurst in den Händen des National Trust, der sich darum kümmert, dass der Garten in seiner ursprünglichen Form erhalten bleibt. Zehn Gärtner sorgen dafür, dass Sissinghurst das Erbe Vitas und Harolds weiterträgt.

Foto: Simone Orlik

Sissinghurst: Der Garten

Das Freigelände in Sissinghurst ist rund fünf Hektar groß und in zehn abgeschlossene Gartenräume aufgeteilt. Hohe und sehr gerade geschnittene Eibenhecken sorgen für die Trennung der einzelnen Räume. Genauso, wie Harold und Vita sehr gegensätzlich waren, zeigt sich auch der Garten in diesen Unterschieden. Während Harold formale, ja akkurate Strukturen liebte, war Vita freier, ja fast chaotisch und opulent geprägt. Diese Spannung lässt sich in dem Garten gut erkennen. Einen wunderschönen Blick über die Aufteilung des Gartens erhält man vom Turm „Elisabeth Tower“, der um 1560 gebaut wurde, und der zentrale Eyecatcher im Park ist. Oben im Turm saß Vita und bewunderte die Anlage, nachdem sie sie mühsam aus ihrem Schutt gehoben hatten.

Foto: Simone Orlik

Wir schauen gemeinsam auf drei Räume in diesem Traum aus Garten, die Sissinghurst ihren besonderen Charakter geben -und zwar zu jeder Jahreszeit.

Der Cottage Garten in Sissinghurst: Wie ein niemals endender Sonnenuntergang

Was wir gemeinhin unter einem Cottage Garten verstehen, stellt sich in Sissinghurst tatsächlich ein wenig anders dar. Denn hier kommt es nur sehr wenig zu einer Vermischung von alten Rosensorten und prachtvollen Stauden. Vita und Harold nannten den Abschnitt „Garten des Sonnenuntergangs“. Der Name gibt euch eine Idee davon, wie der Garten aufgebaut ist.

Orange-, Gelb- und Rottöne vermischen sich in diesem Garten komplett – und geben den Beeten damit ihre Zusammengehörigkeit. Vier Eiben dominieren den Mittelpunkt der Beete und werden von prachtvollen, edlen Stauden umgeben. Tulpen, Canna, Dahlien, einjährige Stauden, Sonnenblumen oder Schwertlilien umranden die Bäume. Wendy Tremenheere, stellvertretende Leiterin der Gärtnerei betonte einmal: „Wir wollen den Cottage Garten so gestalten, dass sich die Farben darin abwechseln und ein alternierendes Bild ergeben. Dazu sollten die Beete so eng wie möglich bepflanzt sein, so dass der Blick von einem Beet zum anderen träumen kann. Harold und Vita sahen von ihren Arbeits- und Schlafräumen auf den Cottage Garten hinunter und fühlten sich mit ihm so verbunden wie mit kaum einem anderen Gartenabschnitt. So edel, aber auch wild wie die Beetgestaltung scheint: Die Hecken, die den Garten umgeben, schenken ihm die nötigen Grenzen und eine gewisse Ruhe. Ein Spiegelbild dessen, was Harold und Vita füreinander waren.

Vita schrieb einmal über Harold: „Ich sah dich mit deiner blauen Jacke und dem schwarzen Hut im Garten. Du wusstest nicht, dass ich dich beobachtete. Es war eine Art von Momentaufnahme, wenn man sich unbeobachtet fühlt. So, wie ein schlafendes Kind, das seine eigenen Geheimnisse hat. Ich sage dir nicht oft genug, wie sehr ich dich liebe. Und wenn du irgendwann sterben solltest, muss ich mich fragen: Warum habe ich es dir niemals oft genug gesagt!“ Und so hatten die beiden trotz ihrer damals skandalösen, außerehelichen Beziehungen eine ganz besondere Art der Liebe zueinander.

Highlight im Cottage Garten ist übrigens die Kletterrose „Mrs Alfonso’s Carrière“, die Vita und Harold am Tag des Kaufes von Sissinghurst, am 6. Mai 1930, pflanzten. Sie strahlt bis heute mit wunderschönen Blüten im frühen Sommer.

Foto: Phil Bartle (In the Cottage Garden at Sissinghurst), Flickr

Der Rosengarten – formal oder wild: Gegensätze, die sich anziehen

Die alten Rosensorten, die wir in unsere Cottage-Gärten heute so liebevoll hineinschmuggeln, finden in Sissinghurst in einem eigens dazu angelegten Abschnitt statt, der einst sehr formal gestaltet war. Wege und Buchsbaumhecken geben bis heute die Grenzen vor. Allerdings sind die Beete heute so opulent gestaltet, dass er alles andere als formal wirkt.

Vita hatte eine Liebe für alte Rosensorten mit gefüllten Blüten. Dafür nahm sie sogar in Kauf, dass sie nur einmal im Jahr, nämlich Ende Juni, Anfang Juli blühen. Der Garten wird nicht nur von Hecken, sondern auch alten Backsteinwänden eingefasst, an denen sich Kletterrosen, Wein und Clematis hoch hinaus ranken. Zwischen den Rosen, die vor allem in Rosa und Pink blühen, kommen Lavendel und andere Sommerstauden zum Vorschein, um die Blütezeit des Gartens zu verlängern. Dabei sind auch hier die Beete so dicht gepackt, dass kaum noch Erde zu sehen ist, und bekommen so ihren romantischen, ja fast mythischen Charakter. Eine seltene Rosensorte ist zum Beispiel die violette „Cardinal de Richelieu“, die nach dem maßgeblichen Berater König Ludwigs XIII von Frankreich benannt wurde.

Heute wird die Blütezeit des Gartens durch hinzugefügte Stauden und Clematis verlängert.

Foto: Leonora (Ellie) Enking (Rose 'Paul's Lemon Pillar'), Flickr

The White Garden – opulente Schönheit im Mondschein

Eine weitere Besonderheit in Sissinghurst ist der weiße Garten, ein Abschnitt, der als letztes fertiggestellt wurde. Vita liebte weiße Blumen im Mondschein und wünschte sich nichts mehr, als einen eigenen Garten zu besitzen, der nur mit Pflanzen gefüllt wäre, die weiß erstrahlen würden – eher untypisch für den klassisch englischen Garten, der keine monochromen Farben vorsieht sondern farbengemischt ist. Und gerade Weiß ist im eigentlichen Sinn keine Farbe, was es noch ungewöhnlicher machte. Doch Harold und Vita setzen ihr Vorhaben konsequent um. Nachdem Harold sich wieder um die Architektur des Abschnitts gekümmert hatte, füllten sie ihn mit weißem Blauregen, Lupinen, Kletterrosen, Anemonen, Iris und Dahlien. Für Besucher zeigt sich gerade im Frühling die erstaunlich tiefe Wirkung, die eine Beetgestaltung mit nur einer einzigen Farbe haben kann.

Foto: Staudengärtnerei Gaißmayer (www.gaissmayer.de)

Foto: Leonora (Ellie) Enking (The White Garden), Flickr

Tipp zum Nachmachen

Habt ihr vielleicht auch Lust, einen kleinen Teil eures Gartens einfarbig zu gestalten? Probiert es doch einmal aus. Vielleicht habt ihr bereits ein Gartenbeet, in dem eine bestimmte Farbe besonders stark vertreten ist. Aus diesem Beet könntet ihr die andersfarbigen Pflanzen in ein anderes Beet umsetzen und gleichfarbige Sorten ins bisherige Beet hinzugeben. Achtet am besten darauf, dass ihr solche Blumensorten wählt, die euch Blüten über die verschiedenen Sommermonate hinaus bescheren. Und natürlich immer an Sarahs Tipp denken: Ihr wollt in euren Cottage Gärten hoch hinaus. Insofern immer Stauden suchen, die mindestens 70 bis 90 cm hoch werden. Dazu passen Ramblerrosen und einfarbige Knollenpflanzen für den nächsten Frühling.

Was es sonst in Sissinghurst zu entdecken gibt

  • Wechselnde Ausstellungen zu verschiedenen Gartenthemen.

  • Die Gärtnerei, in der man Pflanzen, die in Sissinghurst gezogen wurden, ersteigern kann.

  • Der National Trust Shop, indem man unnötig und gerne Geld ausgeben kann.

  • Das Café mit Außenterrasse, in dem der National Trust leckere herzhafte Snacks, tolle Kuchen und natürlich Scones anbietet.

  • Der Turm, auf den man hinaufsteigen und die Aussicht genießen kann.

  • Der obere und untere Hof, der von Rasen geprägt ist, aber in dem es auch viele Pflanzenarten zu entdecken gibt.

  • Der Lindengang, der formal wie ein italienischer Garten mit Terrakottatöpfen daherkommt.

  • Der Kräutergarten im südöstlichen Teil des Anwesens – einer der vielfältigsten Kräutergärten, die ihr finden könnt.

  • Der Obstgarten, der von dem Wassergraben eingesäumt wird.

  • Der Grabengang mit weißem Blauregen.

  • Den Wassergraben, an dem alte Eichenbäume ein Zuhause gefunden haben und an dessen Ende sich ein Ferienhaus befindet, das man tatsächlich mieten kann.

Infos

Über Simone

"Tea and Scones“ ist ein Travel- und Foodblog, in dem sich alles rund um das Thema Großbritannien dreht. Egal, ob es um klassisch britische Gerichte, Reisetipps oder typisch britische Spleens handelt: Das alles findet ihr in regelmäßigen Abständen auf dem Blog von Simone. Neben ihrer Liebe zum Reisen ist und bleibt ihr Herzblut das Backen. „Ich backe für mein Leben gern und die britische Kultur liefert eine Fülle toller und bei uns in Deutschland eher unbekannter Rezepte, die zum Nachmachen einladen.“

Immerhin: Wer sich einmal an die typisch britischen Scones mit Clotted Cream gewöhnt hat, kommt so schnell nicht mehr davon los. Zu der ungewöhnlichen Blog-Idee ist Simone gekommen, weil sie selbst in einer englisch/deutsch geprägten Familie lebt. Während sie selbst deutsche Wurzeln hat und vom Niederrhein kommt, stammt ihr Partner, die dazugehörige Familie und viele Freunde aus England. Die Söhne wachsen in beiden Kulturen und Sprachen auf.

Wer Lust hat, ein wenig britische Luft zu schnuppern, ist herzlich eingeladen auf dem Blog nach Lust und Laune zu stöbern. Vielleicht entsteht ja auf diese Weise eine bislang unentdeckte Großbritannien-Liebe. Denn die Vielfalt der britischen Kultur, Landschaft sowie Speisen und Getränke macht das Land ja erst so spannend.

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