INTERVIEW: ZU GAST IM COTTAGE GARTEN PARADIES
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INTERVIEW: ZU GAST IM COTTAGE GARTEN PARADIES

Es gibt diese Gärten, die einen zutiefst glücklich machen.

Wo jeder Blickwinkel, jede Farbkomposition und jede Pflanzung einfach nur gelungen und perfekt erscheinen. So einen Garten hat Andrea.

Und es wäre vollkommen sträflich, Euch diesen Garten vorzuenthalten.

Rosensommer, Foto: Andrea Schmutz

Eine Stunde nordöstlich von München, bei Landau an der Isar, hat sich Andrea ihren (und meinen!!! ;-) Traumgarten erschaffen. Ein landwirtschaftlicher Betrieb, mitten in der Natur, und dort blüht ihr Garten nun seit 20 Jahren. Damals waren ihre Töchter gerade einmal fünf, drei, zwei und das Nesthäkchen frisch geboren.

Albertine links, Bleu Magenta und New Dawn rechts, Foto: Andrea Schmutz

Super Excelsa, Foto: Andrea Schmutz

Auf 3000 qm Grund wachsen hier um die 300 Rosen - schätzungsweise 150 verschiedene Sorten. Andrea kam nach ihrer Heirat auf den Hof und hat den Garten selber geplant und alleine angelegt. Und einen mühsamen Kampf gegen Brennesselwälder und Brombeergestrüpp gewonnen. Doch ihre Mühe hat sich so gelohnt. Ein atemberaubend schöner Garten ist entstanden.

Sarah: Andrea, Dein Garten verzaubert und die Rose scheint einen wichtigen Platz bei Dir einzunehmen. Welche Rosen sind Deine persönlichen Favoriten?

Andrea: Das ist ganz schwer zu beantworten..., Albertine an meinem Gartenhäuschen gehört auf alle Fälle dazu, dann vielleicht noch Pink Leda und Fantin Latour.

Duc de Cambridge, Foto: Andrea Schmutz

Sarah: Welche anderen Blumen finden wir in Deinem Garten?

Andrea: Spornblumen mag ich sehr gerne, die weiße Königskerze und den Waldgeißbart. Besonders mag ich Pflanzen, die sich von alleine vermehren, die Jungfer im Grünen, die Akelei oder auch das Hohe Eisenkraut (Verbena bonariensis). Die schönsten Pflanzkombinationen gestaltet die Natur selbst, sie möchte auch mitreden, wenn es um Gartengestaltung geht - und wer weiß, vielleicht weiß sie es sogar besser...

Bauerngarten, Foto: Andrea Schmutz

Sarah: Ich behaupte ja oft und gerne, dass ein Staudenbeet weniger Arbeit macht, als ein gepflegter Rasen. Ich glaube, da muss ich bei Deinem Garten (und vor allem bei der Größe) mit meiner Aussage ein bisschen zurückrudern. Wieviel Zeit (ich vermeide bewusst das Wort Arbeit, weil es ja auch eine wunderschön, entspannende Beschäftigung sein kann) verbringst Du beim Werkeln im Garten?

Andrea: Ganz unterschiedlich. Im Frühjahr beim Rosenschnitt meiner 300 Rosen bin ich etwa drei Wochen von früh bis abends beschäftigt. Einmal in der Woche ca. vier Stunden brauche ich zum Rasenmähen. Zur Rosenblüte schneide ich jeden Tag etwa drei Stunden (von 5 Uhr bis 8 Uhr früh) Verblühtes ab. Zweimal im Jahr Rasenkanten abstechen nimmt auch viel Zeit in Anspruch. Durchschnittlich bin ich sicher drei Stunden pro Tag im Garten beschäftigt.

Sarah: (kurz sprachlos)

Andrea: Es sieht nicht nur ordentlicher aus - wenn es viel regnet wickeln sich so auch die verblühten Blütenblätter nicht um die neuen Knospen und verkleben diese. Und es hat den Vorteil, dass wenn die letzte Rose verblüht ist, ich keine Berge an Arbeit mehr habe. Außerdem mach ich diese 'Arbeit' sehr gerne. Meist mach ich das bei Sonnenaufgang, da ist alles noch still im Garten und meine beiden Kater Sid und Manni begleiten mich. Ich liebe diese Ruhe und genieße sie sehr.

Constance Spry, links und rechts Laguna, Foto: Andrea Schmutz

Sarah: Muss alles perfekt sein in Deinem Garten?

Andrea: Es muss nicht immer alles perfekt sein, das ist bei der Größe meines Gartens gar nicht möglich. Der Garten ist einfach zu weitläufig, Rehe, Maulwürfe, Wühlmäuse und Feldhasen zu aktiv und die Zeit reicht nie aus...außerdem mag ich es zwar ordentlich, aber auch ein wenig wildromantisch.

Sarah: Ja, das sehe ich auch so. Würdest Du irgendetwas anders machen, wenn Du nochmal von vorne anfangen würdest?

Andrea: Wenn ich nochmals von vorne beginnen könnte, würde ich wahrscheinlich weniger Englische und mehr Historische Rosen wählen. Die Englischen Rosen sind einfach frostempfindlicher und bilden nach der ersten Blüte so störende Langtriebe... sie haben insgesamt nicht so eine schöne Wuchsform. z.B. die Graham Thomas.

Ballerina und New Dawn, Foto: Andrea Schmutz

Sarah: Welche Pflanzen machen Dir am wenigsten Arbeit?

Andrea: Meine pflegeleichtesten Pflanzen sind z.B. Fetthenne, Frauenmantel und Funkien.

Sarah: Und wann schneidest Du Deine Rosen? Im Frühjahr oder im Herbst?

Andrea: Öfterblühende Rosen schneide ich im Frühjahr, einmalblühende nach der Blüte Ende Juni.

Foto: Andrea Schmutz

Sarah: Du hast so eine Rosenpracht, hast Du ein Geheimrezept für den Dünger?

Andrea: Ich dünge die ersten drei Jahre gar nicht, da ich möchte, dass die Rose erst mal in die Wurzeln investiert und nicht ins Triebwachstum. So suchen die Wurzeln in der Tiefe nach Nährstoffen und bilden ein starkes Wurzelgeflecht aus. Nach drei Jahren bekommen meine Rosen im Frühjahr eine Handvoll Kompost, sonst nichts. Und das oft nur jedes zweite Jahr. Je mehr man düngt, desto schneller wächst die Rose und desto weicher sind Blatt und Triebe...und dadurch krankheitsanfälliger.

Albertine, Foto: Andrea Schmutz

Sarah: Hast Du einen Trick für diese Blütenexplosion? Ich habe oft eine Rose mit ganz vielen Knospen und freue mich auf ein Blütenmeer - und dann macht sie aber nach und nach ihre Blüten auf und es sieht gar nicht so bombastisch aus wie z.B. im David Austin Katalog ;-)

Andrea: Nein, da habe ich keinen Trick. Aber ich habe schon das Gefühl, dass bei einer mäßigen Düngung die Rose eher in die Blüten und weniger ins Blatt investiert. Die ersten zwei, drei Jahre versuche ich immer die Wurzeln gut auszubilden, also nicht düngen und (auch wenn es Geduld erfordert) der Rose kaum Zuwachs zu lassen. Sie also immer wieder kurz zu schneiden, damit sie keine Kraft nach oben verliert. Das habe ich von den Rehen gelernt (lacht). Die Rosen, die die Rehe anfangs kurz gehalten haben, wurden später oft um so schöner. Außerdem schneide ich ab dem vierten Standjahr jedes Jahr ein bis zwei alte Triebe bodennah ab. Dadurch verjüngt sich die Rose und bringt neue grüne Triebe, die erstens gesünder (an der glatten Rinde können sich Feuchtigkeit und Pilze nicht so vermehren wie an rissigen borkigen Rinden) und auch blühfreudiger sind.

Und - ich pflanze jede Rose meistens in 3er Gruppen.

Clematis Piilu, Foto: Andrea Schmutz

Sarah: Säest Du selber aus?

Andrea: Anfangs habe ich mir von Gartenfreundinnen Samen geholt und jetzt übernehmen das die Pflanzen selbst. Spornblumen, Akelei, Fingerhut, Verbenen und Jungfer im Grünen säen sich großzügig selbst aus und malen so jedes Jahr ein neues Bild.

Sarah: Was macht Dich im Garten glücklich?

Andrea: Die Möglichkeit gestalten zu können, Natur zu erleben und je länger ich meinen Garten pflege, desto mehr Ehrfurcht bekomme ich vor unserem Schöpfer, der sich alles so wunderschön und kreativ ausgedacht hat. Was gibt es schöneres als diese Schöpfung zu pflegen, kreativ zu gestalten und einfach nur zu staunen?

Vorne Funkien, hinten Rosa multiflora, Foto: Andrea Schmutz

Sarah: Nervt Dich auch manchmal was im Garten?

Andrea: Die Gegebenheiten, die ich nicht ändern kann. Lange bevor ich herkam wurden hier Gebäude abgebrochen, der Bauschutt verdichtet und dann etwa 40 cm schlechtes Lehm-/Tongemisch aufgeschüttet. An anderen Stellen gibt es unterirdische Quellen und viel Staunässe. So kann ich oft nicht so gestalten wie ich will, weil alles mit viel Aufwand verbunden ist. Oft grabe ich eine Stunde, bis ein Pflanzloch tief genug für eine Rose ist, nur um dann auf eine Betonplatte zu stoßen. Dann schütte ich das Loch frustriert wieder zu und beginne einen Meter entfernt neu. Und dann ärgert mich schon manchmal der Rehverbiss. Grundsätzlich bin ich ja schon sehr tierlieb, aber wenn die Rehe wieder mal alle Knospen einer einmalblühenden Rose abgefressen haben, bin ich schon manchmal frustriert.

Sarah: Hast Du irgendwelche neuen Projekte vor?

Andrea: Direkt neue Projekte habe ich nicht vor. Aber das sage ich jedes Jahr, und dann fällt mir spontan doch wieder irgendetwas ein. Ganz allgemein möchte ich den Garten pflegeleichter gestalten...man wird ja nicht jünger ;-)

Sarah: Wie willst Du das machen?

Andrea: Pflanzen die wuchern, die man also ständig in Schach halten muss, entfernen oder in einen Bereich pflanzen, den sie ungestört einnehmen können. Manche Inseln im Rasen zu einem Beet zusammenfassen, um nicht soviele Rasenkanten zu haben, das erleichtert auch das Rasenmähen. Und auch wenn es mir manchmal schwer fällt, mich von Rosen trennen, die kümmern und ständig krank sind. Ich habe auch schon Buchshecken entfernt, (teilweise waren sie auch schon vom Pilz befallen), da der Buchsschnitt viel Zeit in Anspruch nimmt. Stattdessen habe ich kleine Mauern aus alten Ziegelsteinen gebaut. Die sind pflegeleichter.

Sarah: Wie sieht es mit den typischen Rosenkrankheiten und Schädlingen aus?

Andrea: Ich pflege meinen Rosengarten spritzmittelfrei. Gegen Blattkrankheiten hilft ein guter Schnitt und mäßige Düngung. Mit Schädlingen habe ich kaum Probleme, Läuse werden gerne von Meisen, Wespen und Marienkäfern verspeist.

Ein Garten ist ein gutes Übungsfeld um Geduld, Gelassenheit und auch Humor zu lernen.

Sarah: Was für schöner Abschlusssatz. Vielen lieben Dank, Andrea.

Im Hintergrund Mme Hardy, Foto: Andrea Schmutz

Elmshorn (links), Bonica und im Hintergrund Albertine, Foto: Andrea Schmutz

Leonardo da Vinci, Foto: Andrea Schmutz

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